Montag, 11. Juli 2011

Kaputterklären.

Oder: Warum dieses Blog so lange geschwiegen hat.

Der Titel beinhaltet schon den einen wesentlichen Vorbehalt, der dazu geführt hat, dass ich hier seit einem halben Jahr nichts mehr geschrieben habe.

Design ist keine Kunst. Und trotzdem wirkt Design – besonders, wenn es auf einem so hohen Niveau wie in der Autoindustrie stattfindet – auf eine Art und Weise, die sich Erklärungen zum Teil entzieht. Genauer: Es wirkt besser, wenn man es nicht analysiert.

Einerseits ging es mir in diesem Blog genau darum, etwas von der fast magischen Kraft wegzunehmen, die Autodesign entwickelt, weil es unterschwellig (subliminal) wirkt. Wenn Autos mit dem Bauch (oder tiefer gelegenen Organen) zum Kauf ausgewählt werden, dann mag das für die Anbieter ganz lustig sein – gesamtgesellschaftlich gesehen, wäre der Kopf vielleicht doch der bessere Ratgeber. Die Idee der ersten Monate von Autoauge war, dass ein Leser von Designanalysen verstehen kann, was mit ihm passiert, wenn er ein Produkt betrachtet. Er sollte Qualität erkennen und Manipulation durchschauen können, damit die Vernunft und der gute Geschmack ihn leiten anstelle unwillkürlicher Reaktionen (die dann vielleicht auch am Steuer eine zu große Rolle spielen...)

Andererseits geht es hier ja auch um Kultur. Während ich diesen Begriff in seiner ganzen Schönheit im Kopf hatte, bin ich langsam aber sicher zum Schluss gekommen, dass Analyse immer auch Kritik ist, Kritik nicht im Kant’schen Sinne als neutrales Abwägen, sondern Kritik im landläufigen Sinne, als fest stellen von Schwächen und Fehlern. Und das hat mit Kultur, also mit dem Wachsen lassen menschlicher Schöpfung, nicht viel zu tun.

Obwohl ich mich also von Anfang an um einen neutralen Standpunkt bemüht habe (was nicht im Widerspruch zu meinungsstarken Aussagen stehen muss), habe ich mich doch irgendwann in einem Konflikt wiedergefunden – was niemals die Absicht war. Es war der Konflikt zwischen erkannter und nicht erkannter Qualität, der Konflikt zwischen "Gefällt mir" und "Taugt nichts", der Konflikt zwischen Subjektivität und Objektivität, der mir immer wieder begegnet ist und der im Laufe der Zeit jede Motivation erstickt hat, weiter zu schreiben.

Vielleicht wird ein Leser bei den Texten, die in nächster Zeit geschrieben werden sollen gar keine so gravierende Veränderung bemerken, jedenfalls nicht so, dass eine Erklärung wie diese nötig erscheinen mag. Trotzdem möchte ich ankündigen: Es wird offiziell subjektiver, es wird mehr Freude darin sein und es wird nicht immer nur um Autos gehen.

Danke übrigens an die Macher von www.formfreu.de! Drohende Miesepetrigkeit beim Autoauge wurde nicht zuletzt durch eure Blogs verhindert.

Und es ist mir ein Vergnügen, an dieser Stelle auf meine drei Beiträge zum Autostolz hinzuweisen:
http://autostolz.formfreu.de/2011/01/21/mauswauwau/
http://autostolz.formfreu.de/2011/01/28/ausflug-in-kuwait/
http://autostolz.formfreu.de/2011/02/24/bonzenbus-kanarienvogel-und-babybus/
Viel Spaß weiterhin!